Sichtungsübungen
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Samstag vormittag auf dem Gelände des Bayerischen Rotes Kreuzes in der Berliner Allee in Augsburg. Aufgrund von Aufräumarbeiten kommt es zu einer Explosion. Eine Vielzahl von Mitarbeitern ist verletzt. Der Rettungsdienst sieht sich einem Massenanfall von Verletzten gegenüber. Zum Glück handelt es sich hier nur um das Szenario einer großangelegten Übungsreihe für die 150 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Rettungsdienstes im Bayerischen Roten Kreuz Augsburg-Stadt. Seit 2006 wird im Stadtgebiet Augsburg ein neues und im ganzen Rettungsdienstbereich Augsburg-Süd einheitliches System zur Sichtung von Patienten bei einem Massenanfall von Verletzten verwendet. Alle Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge sind mit gleichem Sichtungsmaterial ausgestattet und in der Theorie einheitlich geschult. Bundesweite organisatorische Änderungen sowie die Tatsache, dass eine alleinige Sichtung durch den leitenden Notarzt gerade bei vielen Betroffenen einen erheblichen Zeitaufwand erfordert, insbesonders da in der Akutphase solcher Einsatzsituationen regelmäßig zu wenige Notärzte zur Verfügung stehen, waren Gründe für die Einführung des neuen Sichtungssystems. Die Einbindung von geschultem Rettungsdienstpersonal sichert durch eine erste Vorsichtung schnell einen Gesamtüberblick über die Anzahl und die Verletzungsmuster der Betroffenen zu gewinnen und so zeitnah ein konkretes und fundiertes Einsatzkonzept zu planen. Grundlage bildet der in Nordamerika gebräuchliche START-Algorithmus (Simple Triage and Rapid Treatment), der eine Sortierung der Betroffenen durch ersteintreffende Rettungskräfte ermöglicht. Die deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), die Ludwig-Maximillians-Universität München und die Berufsfeuerwehr München haben den Algorithmus an deutsche Erfordernisse angepasst. Je nach Anzahl der Betroffenen können zeitgleich mehrere Sichtungsteams eingesetzt werden um eine möglichst zeitnahe Lagefeststellung für die Einsatzleitung zu ermöglichen, beziehungsweise diese Erkenntnisse bereits zu sichern bevor ein Einsatzführungsdienst vor Ort ist. Erst anhand dieser ersten Lagefeststellung ist es erfahrungsgemäß möglich, gezielt Einsatzkräfte nachzufordern und die notwendigen Krankenhauskapazitäten bereit zu stellen. Nachdem das Bayerische Rote Kreuz seine Mitarbeiter bereits im vergangenen Jahr theoretisch in das neue Konzept eingewiesen hat und dieses auch bereits in verschiedenen Einsatzlagen angewandt wurde, folgte nun während drei Samstagen die Verfeinerung des bereits Erlernten anhand eines praktischen Übungsparcours. Während allen Tagen wurde das Gelände des BRK in der Berliner Allee zum Schadensgebiet umgestaltet und entsprechend dekoriert. Aufwendig und realistisch geschminkte Mimen stellten die Betroffenen und Verletzten dar. Jeweils ein Team, bestehend aus zwei aktiven Rettungsdienstmitarbeitern, musste den Parcours unter Anleitung eines erfahrenen Schiedsrichters bewältigen und die ungefähr 20 betroffenen Personen in die richtige Verletztenklasse einordnen. Ziel war hier insbesonders die Optimierung der Umsetzung des festgeschriebenen Sichtungsalgorithmus, damit die Besatzungen der Augsburger Rettungsmittel bei einem Ernstfall in der Lage sind noch besser eine Vorsichtung durchzuführen. Am Ende konnte durch die Übungsleitung ein positives Resümee gezogen werden. Die Teams leisteten sehr gute Arbeit und die Kenntnisse konnten noch weiter vertieft werde gez. Holder Medienbeauftragter Einsatzdienste Pressebericht als PDF... |